Kafka
selbst hat "höllisch gerne" vorgelesen - was man seinen Texten
anmerkt: Zeichensetzung, Bau und Gliederung der Sätze gestaltete
Kafka - oft entgegen der Norm - allein nach Sprachmelodie und Rhythmus.
Vorgetragen entfalten sie eine besondere Wirkung. Bereits zu seinen
Lebzeiten haben dies bedeutende Rezitatoren wie Ludwig Hardt und Ludwig
Wüllner erkannt und Kafka-Texte in ihr Repertoire aufgenommen.
Im
Laufe der Zeit wurde die Wahrnehmung durch das Lesepublikum nicht
zuletzt durch einseitige Interpretation in Universität und
Schule auf die düsteren Elemente reduziert.
Entgegen
dem allgemeinen Vorurteil, Kafka sei dunkel, deprimierend und tragisch,
seine Texte behandelten nur die Schattenseiten des Lebens, sollen
in Kafka: erLesen! die Vielschichtigkeit
seiner Texte gezeigt und vor allem die humorvollen und komischen
Seiten herausgestellt werden.
"Es
wird viel über Kafka philosophiert, theoretisiert, und er wird
zu wenig gelesen - als Dichter gelesen.
Oft wenn ich mit befreundeten Lesern, lesenden Freunden (kann man
andere haben?) zusammen bin und spüre, sie sind mit dem mir
wesentlichst erscheinenden Kafka unvertraut, bemühe ich mich,
sie zu verführen durch Vorlesen einer einzigen Seite eines
Prosastücks - eine Verführung, die leicht und immer gelingt."
(Kurt Wolff)
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